Für den Deutschen Tierschutzbund - unser Projekt des Monats - endet Verantwortung nicht an den heimischen Grenzen. Auch weit über Deutschland hinaus wird Tieren in Not geholfen. Wir haben für Dich Andrea Furler-Mihali (Referentin für Auslandstierschutz beim Deutschen Tierschutzbund) interviewt und sie zu dem Engagement des Deutschen Tierschutzbundes im Ausland befragt.
Vielen Dank, dass Du dir Zeit für ein Interview mit uns genommen hast. Wie kommt es, dass sich der Deutsche Tierschutzbund auch im Ausland engagiert?
In vielen Ländern Süd- und Osteuropas spielt Tierschutz in weiten Teilen keine große Rolle. Das liegt daran, dass die Einstellungen der Menschen gegenüber Tieren regional sehr unterschiedlich sind. Sie unterliegen häufig religiösen, kulturellen oder traditionellen Gepflogenheiten, die sich zum Teil von unseren Sitten und Einstellungen unterscheiden. Das gilt unter anderem auch für Straßentiere. Wir sehen hier unsere Verantwortung, Aufklärungsarbeit zu leisten und lokale Tierschützer in ihrer Arbeit zu unterstützen. Gleichzeitig klären wir aber auch in Deutschland darüber auf, was man bei einem Auslandsaufenthalt oder im Urlaub besonders beachten sollte und wie jeder Einzelne dort zu einem sinnvollen Tierschutz beitragen kann.
Wie sieht diese Arbeit im Ausland konkret aus?
Im Ausland arbeiten wir vor allem nach dem Prinzip „Hilfe zur Selbsthilfe“. So lernen Tierschützer vor Ort und lokale Verantwortliche, wie sie die Probleme selbst bewältigen können. Hier liegt ein Fokus beispielsweise auf Straßentieren. So potenziert sich unsere Erfahrung und Arbeit schnell und führt zu dauerhaften Ergebnissen. Zusätzlich versuchen wir, durch gezielte Informationskampagnen in der jeweiligen Landessprache und mit lokalen Kräften auch die Bevölkerung vor Ort aufzuklären.
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Welche Rolle spielt die Aufklärung der Bevölkerung?
Diese Art von Aufklärung ist enorm wichtig. Tiere und Tierschutz haben im Ausland oft einen anderen Stellenwert. Zum Beispiel ist es uns in Odessa, wo wir seit über 10 Jahren mit einem Pilotprojekt zum Schutz von Straßentieren aktiv sind, gelungen, durch Aufklärung und Sensibilisierung für dieses Thema immer mehr Menschen dazu zu bewegen, Straßentiere zu akzeptieren, ihre Populationskontrolle über Kastrationsprojekte zu unterstützen und sie sogar zu adoptieren. Viele Menschen versorgen mittlerweile sogar die kastrierten und wieder ausgegliederten Straßentiere mit Futter und sauberem Wasser. Dort ist vor Ort ein starkes Umdenken zu spüren.
Wie soll man mit Straßentieren umgehen? Wenn man zum Beispiel einen entzückenden kleinen Hund in Not sieht, würden viele ihn ja am liebsten gleich retten und mit nach Hause nehmen.
Auch wenn einem während seines Urlaubes ein herrenloses Tier sehr ans Herz gewachsen ist, kann und darf man es nicht einfach unüberlegt mit nach Hause nehmen. Wie bereits erwähnt, hilft die Wegnahme eines Tieres nicht, das Grundproblem zu lösen. Die dadurch entstandene Lücke wird durch ein neu geborenes oder zugewandertes Tier gleich wieder geschlossen, welches nun unter den Lebensbedingungen auf den Straßen zu leiden hat.
Falls trotzdem nicht davon abgesehen werden kann, sollte man in jedem Fall einige Punkte zunächst abklären. Eine der wichtigsten Fragen ist, ob das Tier gesund ist. Wenn man Tiere mit ansteckenden Krankheiten mitnimmt, kann es für alle anderen Tiere und unter Umständen auch für Menschen in seiner Umgebung eine Gefahr darstellen. Selbstverständlich müssen die Tiere in jedem Fall entwurmt und geimpft werden, bevor sie mitgenommen werden können. Oft wird vergessen, dass für den Aufbau eines stabilen Impfschutzes und somit für eine legale Grenzüberschreitung einige Wochen gewartet werden muss. Tiere können nicht einfach sofort mitgenommen werden, dies würde gegen europäisches Recht verstoßen.
Mehr Informationen dazu, wie man Straßenhunden und Straßenkatzen in Not vor Ort helfen kann und was man im Detail beachten sollte, wenn man mit dem Gedanken spielt, ein Straßentier zu adoptieren, findet man in unserer Broschüre „Tierschutz im Ausland: Wie wir alle unseren Beitrag leisten können“.
Vielen Dank für das Interview!