Die Weltgesundheitsorganisation WHO bezeichnet Gewalt gegen Frauen als eines der größten Gesundheitsrisiken von Frauen weltweit. Fraueneinrichtungen begannen in den 1970er Jahren damit, das Thema öffentlich zu machen. Seitdem hat sich für Frauen in Deutschland vieles verbessert, Gesetze wurden geschaffen, die die Rechte der Frauen stärken, und zahlreiche Hilfsorganisationen und offizielle Beratungsstellen für Frauen wurden gegründet. Aber immer noch haben rund 40 Prozent der Frauen in Deutschland laut einer Studie des Bundesministeriums für Familie, Senioren und Frauen seit ihrem 16. Lebensjahr körperliche und / oder sexuelle Gewalt erfahren.
Wir haben für Dich einen kurzen Leitfaden zusammengestellt, wie man Frauen, die Opfer von Gewalt wurden oder sind, helfen kann und für Dich Anne-Marie Eitel, Abteilungsleitung der Psychosozialen Beratungsstellen der Diakonie Düsseldorf zu dem Thema interviewt. Sie hat uns im Interview Ursachen und Präventionsmethoden erklärt sowie Ratschläge gegeben, wie man Frauen aktiv helfen kann. Die Diakonie Düsseldorf setzt sich mit zahlreichen Einrichtungen für den Schutz von Frauen ein. Eine davon ist das goood-Projekt des Monats: „Ariadne - Schutzraum für wohnungslose Mütter und ihre Kinder“.
Gewalt in einer Beziehung verläuft nicht immer gleich! Vorzeichen von Gewalt sein: Erhöhte (unbegründete) Eifersucht, zunehmende Kontrolle im Alltag, starkes Misstrauen, Gewalt gegen Gegenstände, Einschüchterung, Verbote, Angst machen und drohen sowie die Störung der Impulskontrolle nach dem Konsum von Suchtmitteln.
Viele Frauen ziehen erst dann die Notbremse, wenn auch die Kinder betroffen sind. Manche Frauen brauchen erschreckend lange, bis sie sich trennen können. Sie sind verstrickt und abhängig und es hilft nicht, ihnen Vorwürfe zu machen, da dies häufig einen Rückzug seitens der Frauen nach sich zieht. Gewalt ist sehr schambehaftet. Die Gewalt ist auch nicht immer gleich. Sie verläuft oft in Wellen. Die Frauen hoffen auf das Ende der Gewalt und glauben den Entschuldigungen, bis es wieder losgeht. Das kann sich sehr oft wiederholen.
Frauen können Zuflucht in Frauenhäusern suchen oder sich Hilfe und Beratung in Beratungsstellen holen. Das Fliehen aus einer gewalttätigen Ehe sollte vorbereitet werden. Manchmal kann es auch sehr gefährlich sein.
Präventiv: Frauen sollten sich finanziell unabhängig machen, auf die Erhaltung eigener Kontakte bestehen sowie bei Einschüchterung und Angst Hilfe holen!
Wer mitbekommt, dass eine Frau Gewalt erlebt, sollte sie vorsichtig ansprechen, Hilfe anbieten und nicht enttäuscht sein, wenn sie zunächst dieses Hilfsangebot ablehnt. Die Person sollte sich begleitend zur Verfügung halten und Informationen einholen, welche Hilfen es vor Ort gibt (Frauenberatungsstelle, Polizei, Gleichstellungsbeauftragte, Jugendamt, Gewaltberatungsstellen etc.). Nicht hilfreich sind Vorwürfe! Wenn Kinder involviert sind, sollte erhöhte Aufmerksamkeit gegeben sein. Manche Frauen haben auch die Kinder aus Angst aus dem Blick verloren.
Gewalt kann viele Formen haben und unterschiedlich schwerwiegend sein. Das Spektrum reicht von Handgreiflichkeiten über Prügel und Gewalthandlungen mit Gegenständen oder Waffen bis hin zu erzwungenen sexuellen Handlungen wie Vergewaltigung und sexueller Nötigung. Aber auch psychische Gewalt ist eine Art, Schmerzen zuzufügen und seinen Willen durchzusetzen. Sie kann mindestens so schlimm wie körperliche Gewalt sein, ist aber deutlich schwerer nachzuweisen.
Häufig wird Gewalt gegen Frauen von zu vielen Menschen marginalisiert oder gerechtfertigt. Daher ist es wichtig, Gewalt in jeder Form zu verurteilen und eine solidarische Haltung mit der betroffenen Frau einzunehmen. Keine Schuldzuweisungen!
Oft sind Gewalterfahrungen mit Schamgefühlen verbunden. Viele Frauen geben sich selbst die Schuld oder sehen zumindest eine Mitschuld bei sich. Es ist wichtig, klar zu formulieren, dass das Opfer keine Schuld trägt, sondern der Täter oder die Täterin die alleinige Verantwortung übernehmen muss.
Wenn sich eine Frau, die Gewalt erfahren hat, Dir anvertraut, ist es wichtig, mit ihrem Vertrauen sehr sensibel umzugehen, sie zu stärken und in keinem Fall ohne Absprache oder gegen ihren Willen Interventionen vorzunehmen.
Unterstütze die Frau bei der Suche nach professioneller Hilfe und stehe ihr dabei zur Seite. Eine erste Anlaufstelle kann zum Beispiel das Beratungs- und Hilfetelefondes Bundesamts für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben sein: 08000 116016.
Quelle: www.frauen-gegen-gewalt.de
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